Nora
2006, Roman, Rowohlt Berlin
Zwei Lebenswege kreuzen sich, zwei Frauen treffen aufeinander, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben:
Nora, Mitte vierzig, die vor zwei Jahrzehnten aus Deutschland fort und nach New York gezogen ist, will keine feste Bindung eingehen.
Amy, eine junge Amerikanerin, führt eine Bilderbuch-Ehe in einem Vorort in New Jersey – bis ihr Mann beim Anschlag auf das World Trade Center ums Leben kommt.
Nach dem Anschlag werden in Nora alte Ängste wieder wach, und sie begreift, dass die Vergangenheit nicht vergangen ist. Auch ihr Leben wurde einst vom Terror aus der Bahn geworfen. Als der Zufall sie mit Amy zusammenführt, steigert sich ihr Mitgefühl, ihre Identifikation mit der Fremden, zur Obsession. Sie will wissen, was aus Amy wird, und folgt ihr. Nora wird zur Stalkerin. Klar und einfühlsam erzählt Pia Frankenberg von der Macht der Vergangenheit und der Zerbrechlichkeit des Glücks.
Ein Roman über Schicksalsschläge und Selbstbehauptung – und über die destruktive und heilsame Kraft der Liebe.
„Der Grund, weshalb ich dieses Buch geschrieben habe, war, dass ich von diesem Politischen Wellenschlag weg wollte. Mich interessiert, was eigentlich mit Leuten passiert, denen so etwas geschieht. Das Individuelle interessiert mich.”Pia Frankenberg
Kritiken
„Ein sehr gut erzähltes „amerikanisches“ Buch einer deutschen Autorin.”Deutschlandradio „Büchermarkt“
„Frankenberg verzichtet auf eine wortgewaltige Darstellung der Geschehnisse; knapp und unprätentiös schildert sie, wie Nora die zerfetzten Gebäudeteile im Fernsehen betrachtet und irgendwann eine Reportage über eine junge Witwe in New Jersey anschaut. Die Autorin verzichtet auf ein effekthaschendes Schreiben und labt sich nicht am Unglück ihrer Figuren, stattdessen stellt sie eine interessante Parallele zwischen der Terrorismushysterie in der Bundesrepublik der siebziger Jahre und dem angespannten gesellschaftlichen Klima in den Vereinigten Staaten nach den Anschlägen her. Es geht um die Vernarbungen traumatischer Erlebnisse, um schwierige Mutter-Tochter-Verhältnisse und darum, wie mühselig sich das alltägliche Zurechtkommen nach extremen Erfahrungen gestaltet. Auch die nur einseitig bestehende Frauenbeziehung ist ein klug eingesetztes Spannungselement. «Nora» ist die Geschichte einer Verpuppung. Am Ende beginnt für beide Frauen etwas Neues.”Neue Zürcher Zeitung
„Seltsamerweise liegt etwas Tröstliches in diesem von trauriger Thematik bestimmten Buch. Ganz beiläufig, ohne moralisierend den Finger zu heben, weist die Autorin darauf hin, daß es kein besseres Angebot gibt als das Leben, so wie es ist.”Hamburger Abendblatt
„Nora möchte eigentlich eine Schutzengelfunktion bei Amy wahrnehmen, sie möchte, dass diese Frau ihr Leid überwinden kann. Das hat natürlich auch etwas mit Selbstheilung zu tun.”Pia Frankenberg